Wohnhaus S – ein Haus für Zwei
Es ist ein glücklicher Umstand, wenn Architekten und Bauherren so gut harmonieren, dass aus der kongenialen Zusammenarbeit etwas Besonderes entsteht. In diesem Fall beauftragten die Bauherren, der Vater selbst Architekt/die Mutter Künstlerin, ihren Sohn und dessen Freundin, beide Architekturstudierende an der Universität Karlsruhe, ein Haus für die Eltern zu planen.
© Bernd Seeland
Entstanden ist ein radikal einfaches, reduktionistisch gestaltetes Architekturobjekt, das sich von der baulichen Dutzendware abhebt. Der kompakte Baukörper, 13 m lang/7,20 m tief, wurde auf der Bodenplatte als vorgefertigte Holzrahmenkonstruktion errichtet und an drei Seiten mit Holzbrettern in traditioneller handwerklicher Bauweise aus heimischer Weißtanne verkleidet. Nach Süden wurde das Flachdachhaus komplett verglast. Die mittlere Partie der Südfront lässt sich zur Seite schieben, so dass sich die Räume raumhoch zur Landschaft mit unverbautem Blick auf die Schwäbische Alp öffnen. Das Flachdach wurde als Gründach ausgeführt.
© Bernd Seeland
Die 140 m² Wohnfläche des Wohnhauses verteilt sich auf zwei Ebenen, die durch eine einläufige Treppe verbunden sind. Die Räume gehen türlos ineinander über und können bei Bedarf durch Schiebeelemente zweigeteilt werden. Dieses Raumkontinuum verleiht dem kleinen Haus eine erstaunliche Großzügigkeit, was durch die einheitlich durchgehenden Fußböden aus geschliffenem Zement-Estrich unterstützt wird. Hinter den Türen der Wandschränke verbergen sich Gäste-WC, Waschgeräte und Haustechnik.
© Bernd Seeland
Auch im OG stecken die Sanitärräume im Schrank. Mit einem Trick wird die mit wasserfestem Kalkmarmorputz ausgekleidete Dusche bei Benutzung vergrößert: Zwei Schranktüren klappen in den Flur auf und bilden mit der gegenüberliegenden Treppenhauswand aus Milchglas einen ephemeren Raum.
© Bernd Seeland
In einer persönlichen Unterhaltung hatte ich den Eindruck, dass die Eigentümer sehr glücklich sind mit dem von ihrem Sohn und dessen Freundin entworfenen „Häusle“, das viel Furore macht.
© Bernd Seeland
Für dieses Haus erhielten die Architekten sowohl beim Holzbaupreis Baden-Württemberg 2012 eine Auszeichnung als auch eine Anerkennung bei der Hugo-Häring-Auszeichnung 2011 der BDA Kreisgruppe Neckar-Alb sowie einen Preis der Architektenkammer Baden-Württemberg und des Landkreises Tübingen im Wettbewerb »Beispielhaftes Bauen«. Dieser Wettbewerb wird ausgelobt, um das öffentliche Bewusstsein für die Baukultur im Alltag zu schärfen. Das Beispiel zeigt, wozu junge Architekten/innen prinzipiell in der Lage sind, wenn sie nur an die richtigen Bauherren geraten.
Übrigens hat der mittlerweile diplomierte junge Architekt Sebastian Selbmann mich eingeladen, das elterliche Haus mit unseren Architekturstudenten/innen zu besichtigen. Wir freuen uns darauf!
EG + OG – Architekten: Sebastian Selbmann/Daniela Walz
Schlichte Eleganz.
Die schwäbische Architektenschule schafft es immer wieder mit einfachen aber umso eleganteren Details Schwerpunkte zu setzen. Dass diese Qualität schon von Studierenden verstanden, aufgenommen und umgesetzt werden kann zeigt ein hohes Maß von Architektur- und Kulturverständnis.
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Schöner Beitrag wie auch das Haus. Das Beispiel zeigt, es gibt sie noch, die gute Gestaltung – und ihre Architekten vom Start weg erfolgreich. Prima!
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Hallo Herr Herrmanns,
wir wollten uns bei Ihnen noch für den schönen Blog-Eintrag bedanken. Es hat uns beeindruckt, wie schnell Sie das, was uns an diesem Haus wichtig war, unheimlich präzise textlich auf den Punkt gebracht haben!
Wir haben inzwischen auch auf unserer Seite einen Link auf Ihren Blog hinzugefügt.
Auch wir freuen uns, wenn Sie einmal mit Ihren Studenten vorbeikommen und werden versuchen, dann aus Karlsruhe dazuzukommen.
Mit den besten Grüßen
Sebastian Selbmann, Daniela Walz
http://www.selbmann-walz.de
info@selbmann-walz.de
0721 3524097
0151 59119093
Ludwig-Wilhelm-Straße 11
76131 Karlsruhe
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