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bild1jkiParkplatz-Überbauung von HerrmannsArchitekten in der Pop-Up-Ausstellung „Architektonische Landgewinnung“

In der FAZ Rhein-Main v. 10.11.16 ist der folgende Artikel erschienen. Die Stadtverordneten in Wiesbaden werden in ihrer nächsten Plenarsitzung dem Vorschlag des Planungsausschusses zustimmen und eine innerstädtische Fläche, die nach wie vor als Parkplatz dient, mit bezahlbarem Wohnraum überbauen.

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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit ist der Text hier nochmal in voller Länge abgedruckt:
Das Auto unter der Wohnung

In Wiesbaden sollten Appartements über Parkplätzen entstehen, fordern die Stadtverordneten. Dort könnten zum Beispiel Studenten wohnen.

htr. WIESBADEN. In dem Bemühen, mehr Wohnraum zu schaffen, greifen die Wiesbadener Stadtverordneten jetzt zu unkonventionellen Methoden. Parkplätze sollen so überbaut werden, dass über ihnen preisgünstige Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen entstehen. So steht es in einer Beschlussvorlage der CDU, der sich im Planungsausschuss am Dienstagabend SPD, Grüne und FDP anschlossen.

Der Magistrat wird gebeten, gemeinsam mit den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften und der städtischen Entwicklungsgesellschaft SEG geeignete Parkplätze auszusuchen, um kurzfristig Angebote für Studenten, Auszubildende, Berufseinsteiger und ähnliche Zielgruppen zu schaffen. Es gehe nicht darum, „Sozialwohnungsblocks“ zu errichten, betonte Hans-Martin Kessler, stellvertretender Fraktionschef der CDU und Vorsitzender des Planungsausschusses. Vielmehr sei der Vorschlag ein kleiner Baustein zur Eindämmung des Wohnungsmangels. Dabei sollten die Parkplätze beinahe vollständig erhalten bleiben. Es sei zu prüfen, inwieweit bau- und planungsrechtliche Vorgaben verändert werden müssten.

Der Vorschlag sei „keine ganz neue Erfindung“, erklärte Kessler. Beispielsweise plane die gemeinnützige Wohnungsfürsorge in München gerade ein auf Stützen stehendes vier- bis fünfstöckiges Gebäude mit mehr als 100 preisgünstigen Einheiten. Ein Teil davon werde sozial gefördert.

Kessler erinnerte daran, dass es in Wiesbaden schon ein vergleichbares Projekt gebe. Roland Stöcklin, einer der beiden Geschäftsführer der SEG, berichtete, das man am Sonnenblumenweg auf dem Freudenberg 82 Appartements für Studenten „aufgeständert“ habe. Er zeigte sich gegenüber ähnlichen Vorhaben aufgeschlossen. „Da schlummert Potential.“ Städtebaulich und architektonisch sei der Vorschlag „nicht das Optimum“, meinte der Stadtverordnete Daniel Sidiani (Die Grünen). Seine Fraktion werde dennoch zustimmen, weil man der Union in der Analyse zustimme, dass Flächen nach Möglichkeit mindestens doppelt genutzt werden müssten.

Darüber hinaus präsentierten die Grünen einen eigenen Lösungsvorschlag. Er besteht in der Bitte an den Magistrat, „das Wohnungsbaupotential der Innenentwicklung in Wiesbaden schätzungsweise zu beziffern“. Sidiani wies auf eine Studie hin, die die Universität Darmstadt gemeinsam mit dem Pestel-Institut vorgelegt habe. Danach lassen sich durch den Ausbau von Dachgeschossen, Aufstockungen und das Schließen von Baulücken große Flächen an zusätzlichem Wohnraum schaffen. Der Ausschuss machte sich den Vorschlag einstimmig zu eigen. Allerdings gab Kessler zu bedenken, dass die innerstädtische Verdichtung im Bestand nur möglich sei, wenn die privaten Eigentümer dies wollten. Sie könne man nicht zwingen.

Als „Prüfauftrag“ für den Magistrat akzeptierte der Ausschuss die Forderung der Grünen, die Verschwendung von Flächen durch den ebenerdigen Bau großer Parkplätze von vornherein zu vermeiden. Dies soll beispielsweise bei der Errichtung von Nahversorgern gelten. Die Gebäude müssten mehrere Geschosse haben und nicht nur Läden aufnehmen, sondern auch Wohnungen, Büros oder Stellplätze, meinen die Grünen. Als Vorbild wurde „Pflanzen Kölle“ in Biebrich genannt. Dort befindet sich der größte Teil des Parkraums im Stockwerk unter dem Gartencenter.

Die Stadtverordneten werden den Beschlüssen des Planungsausschusses aller Voraussicht nach in ihrer Plenarsitzung am 17. November zustimmen.

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