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Moschee mit wie einen autoritären Zeigefinger respektgebietend in die Luft reckenden Minarett

Seit Jahren ist die Zahl der Christen in Deutschland rückläufig. Das Bistum Trier bemüht sich in einer Synode am kommenden Wochenende ein Reformpaket zu beschließen, das nahezu alle kleineren Pfarreien zu Großpfarreien zusammenschließt, natürlich mit dem Ziel weitere Kirchen aufzugeben, abzureissen oder umzunutzen.

Dieser Umstand wird von Kirchenseite erst gar nicht mehr erwähnt, denn etwas anderes treibt die christlichen Kirchenoberen offenbar mehr um: Haben die Muslime in Deutschland auch wirklich alle Religionsfreiheit, die sie zur Ausübung ihrer Religion – des Islam – benötigen? Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zeigt sich äußerst besorgt:

„Wer Ja zu Kirchtürmen sagt, der muss auch Ja sagen zum Minarett.“

Diese Aussage ist so falsch, dass sie nicht unkommentiert stehen bleiben darf.

Zunächst aus architektonischer Sicht. Als Architekt und Professor habe ich mich in den vergangenen Jahren in meiner Lehre mit Entwürfen von Gotteshäusern aller Weltreligionen beschäftigt: Kirchen, Synagogen, Moscheen und Cem-Häuser.

Es lässt sich feststellen, dass die klassisch-osmanische Moschee-Architektur, wie sie in der Türkei und im arabischen Raum üblich ist, städtebaulich nicht in unsere Dörfer und Städte passt. Ein europäischer Islam benötigt neue Bauformen, die durch eine moderne und innovative Architektur ihr Umfeld städtebaulich bereichern. Eine Disneyland-Atrappen-Architektur, von der Woelki spricht, also ein Gebäude mit Zentralkuppel und spitzen Minaretten ist in unserem Städtebau völlig deplatziert. Es sei denn, Kardinal Woelki wünscht, dass auch hier ein Muezzin fünfmal täglich  zum Gebet aufruft.

Es ist eine Frage des Stils und der Ästhetik wie Muslime sich in Deutschland baulich repräsentieren. An einer klassisch-osmanischen Moschee-Architektur mit Minaretten hingegen entzünden sich völlig unnötige Konflikte. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass die Schweiz bereits 2009 per Volksabstimmung ein Bauverbot für Minarette beschlossen hat. In vielen Orten in Deutschland hat man von vornherein beim Neubau von Moscheen auf die Errichtung der Minarette als politische Aussage und optische Repräsentation verzichtet. Die Aussage von Kardinal Woelki scheint völlig aus der Zeit gefallen und wirkt wie eine Aufforderung an die Muslime in Deutschland.

Minarette mit Kirchtürmen in Deutschland in direkten Vergleich zu bringen, zeigt wie unsensibel oder unreflektiert die Aussage des Kardinals ist. Weiß der Kardinal denn nicht, dass Kirchentürme seit alters her neben dem praktischen Zweck, nämlich der Aufnahme der Glocken, auch eine repräsentative Aufgabe erfüllen: Sie sind Wahrzeichen in unseren Dörfern und Städten. Durch ihre himmelweisende Geste besitzen sie zudem eine symbolische Kraft. Durch den Abriss von Kirchen und ihren Türmen verzichtet die katholische Kirche seit einigen Jahren ohne großes Bedauern auf dieses dreidimensionale, räumliche und emotionale, christliche Symbol.

Über die sakrale und spirituelle Bedeutung hinaus sind Kirchtürme auch Stein gewordene Baugeschichte. Gerade an ihnen lässt sich das kulturelle Selbstverständnis der Zivilgesellschaft beispielhaft ablesen. Bei aller in unserem Land selbstverständlichen und durch das Grundgesetz geschützten Toleranz gegenüber anderen Religionen sollte die katholische Kirche nicht vergessen, dass es ihre Hauptaufgabe ist, das stark gefährdete Christentum zu schützen und zu bewahren. Stattdessen hat sie offenbar den Weg der Autosäkularisation gewählt.

Ein Kommentar zu “Kirchturm = Minarett?

  1. Rhein-Zeitung v. 07.05.16: „Abriss der Kirche….“
    Untertitel: „Maria Hilf weicht einem Pflegeheim….“
    Dem Pfarrer Eric Condé – so die RZ – ist es nur recht: „Von mir aus kann es so schnell wie möglich losgehen.“
    Siehe hierzu auch:

    Abbruch

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