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Kathedrale von Salisbury 

Magisch wie die Steine von Stonehenge stehen mächtige Kathedralen in der flachen puritanischen Landschaft Englands. Die prachtvollen Kathedralen von Salisbury oder Wells sind wunderbare Beispiele dafür, wie sich Architektur frei entfalten kann, wenn sie nicht von umgebenden Bauten beeinträchtigt wird.

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Kathedrale von Wells

Und so ist auch die Behauptung von Dieter Bartetzko in der FAZ völlig unverständlich, wenn er schreibt: „Gebt doch den Domen ihren Rahmen zurück. Eigentlich gleichen unsere riesigen Dome gestrandeten Walen. Denn ihnen fehlt ihre einstige Umbauung.

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Dom zu Speyer

Er nimmt in seinem Artikel v. 20.11.13 Partei für den Entwurf des Berliner Architekten Jörg Springer, der den Wettbewerb für das „Haus am Dom“ in Worms gewonnen hat. Die Realisierung stößt aber unter dem Motto „Lasst den Dom frei“ auf heftigen Protest der Bürger. Sie verweisen auf einen anderen der drei berühmten Kaiserdome am Rhein, den Dom zu Speyer, der seine signifikante Ausstrahlung auch der Tatsache zu verdanken hat, dass er eben von keiner Rahmenbebauung optisch eingeschränkt ist und so die Blicke von allen Seiten auf sich ziehen kann.

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Wormser Dom

Wenn Dieter Bartetzko von einem „gestrandeten Wal“ spricht, so greift er hier zu einer völlig falschen Metapher. Gerade durch seine Alleinstellung, sein „Abstrahlen“ erreicht der Wormser Dom eine Art architektonischer Raumbildung; denn im Gegensatz zum „Umgrenzen und Einhüllen“ wird so der Ort markiert und kann sich gegenüber dem eigenschaftsärmeren Umraum auszeichnen.

(Alle Fotos aus Wikipedia)

7 Kommentare zu “Kein gestrandeter Wal

  1. Sehr geehrter Herr Prof. Herrmanns,

    wir von der Bürgerinitiative „Kein Haus am Dom“ bzw. dem Bürgerverein Dom-Umfeld möchten gerne Ihren obigen Text inkl. Fotos auf unserer Website http://www.kein-haus-am-dom.de übernehmen – und Sie dabei selbstverständlich als Autor an prominenter Stelle nennen. Wären Sie damit einverstanden?

    Alternativ würden wir diesen Blogeintrag gerne verlinken.

    Wir würden uns über eine Nachricht sehr freuen.
    Vielen Dank,
    mit freundlichen Grüßen,
    Johannes Ambrosius
    info@kein-haus-am-dom.de

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  2. Die Bürgerinitiative “Kein Haus am Dom” hat am 26.02.2014 folgenden Text veröffentlicht:
    Architekturprofessor widerlegt These, der Neubau würde den Dom „erst recht zur Geltung bringen“
    Prof. Dipl.-Ing. Henner Herrmanns, Professor für Architektur an der Hochschule Koblenz setzt ein wichtiges Argument der Befürworter eines Neubaus direkt am Dom außer Kraft.
    Diese behaupten, dem Dom „fehle die einstige Umbauung“ und er würde durch verdeckende Bauten erst recht zur Geltung kommen.
    In seinem Blog schreibt Prof. Herrmanns dazu unter anderem:
    „Gerade durch seine Alleinstellung, sein „Abstrahlen“ erreicht der Wormser Dom eine Art architektonischer Raumbildung; denn im Gegensatz zum „Umgrenzen und Einhüllen“ wird so der Ort markiert und kann sich gegenüber dem eigenschaftsärmeren Umraum auszeichnen.“
    http://www.kein-haus-am-dom.de/aktuelles.html

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  3. Als Nicht-Wormser und erklärter Gegner eines Hauses am Dom finde ich selbst die im Postitionspapier der BI aufgezeigte „Variante Kreuzgang-Süd“ noch als unnötige Sichtbegrenzung auf das Dobauwerk. Wer das Immobilienvermögen der Kirchen in Deutschland kennt, fragt sich mit Recht, warum veräußert man nicht noch ein paar Kirchengrundstücke, um sich im näheren Domumfeld eine Immobilie zuzulegen, die man für ein „Haus am Dom“ umbauen oder neu aufbauen kann. Geld spielt offensichtlich im kirchlichen Bereich ohnehin nur eine untergeordnete Rolle, das hat man ja durch das regelmäßige Kirchensteueraufkommen, obwohl in unserem Grundgesetz formell deklariert wird, dass Staat und Kirche getrennt sind. Die sogenannten christlichen oder auch sozialen Mandatsträger im Wormser Stadtrat zeigen meiner Ansicht nach zu wenig Rückgrat gegenüber Dombauherren-Elite. Gesunder Menschenverstand tut not.

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  4. Pingback: Das Denkmal im Kontext | ARCH BLOG

  5. Erstaunlich, daß Dieter Bartetzko, vor zwölf Tagen gestorben, der stets gegen historisierendes Bauen war, im Fall der Kaiserdome einen geradezu extrem historisierenden Standpunkt einnahm, wenn er den „Rahmen“ der Dome zurückwünscht, also die mittelalterliche Bebauung, die sich an die Dome drängte. Aber das waren kleine, höchstens ein- bis zweistöckige Häuser, in Rheinland-Pfalz überwiegend Fachwerkbauten, die erst später (durchaus im Sinn von Geld- und Repräsentanz-Interessen) von höheren Bauten verdrängt wurden. Im Fall von Speyer wurden der Kreuzgang und das Baptisterium abgeräumt, aber beide ließen den Blick auf den mächtigen Dom frei. Das Projekt des neuen Gemeindehauses greift zwar – historisierend – mit dem Steildach ein Motiv der Kreuzgang Bebauung auf, aber ohne jede Sensibilität an der falschen Stelle. Derselbe Bau, weiter nach Westen gerückt, dem ursprünglichen Kreuzgang-Grundriß entsprechend, wäre viel weniger störend. Selbstverständlich sind die ökonomischen Interessen und der Eigensinn der Diözese stärker als alle Vernunftgründe, aber seid getrost und geduldig: in spätestens hundert oder zweihundert Jahren wird man zwar nicht den Dom, aber die Begleitbebauung wieder abreißen. Und in tausend Jahren wird, wenn nicht eine Katastrophe die Menschheit trifft, der Dom noch immer stehen.

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  6. Eine Fehlleistung: Selbstverständlich handelt mein Kommentar vom Dom zu Worms und nicht den von Speyer.

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  7. Pingback: In Worms hofft man noch immer auf ein Wunder | ARCH BLOG

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