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Prof. Wolfgang Döring (rechts)

Sehr gefreut habe ich mich, als ich dieser Tag meinen alten Professor Wolfgang Döring wieder getroffen habe.

Döring und ich hatten beide 1972 neu an der RWTH Aachen angefangen: ich als Architekturstudent, er als Ordinarius des Lehrstuhls für Entwerfen und Baukonstruktion. Lang, lang ist’s her. Trotzdem kann ich mich immer noch gut an seine interessanten Lehrveranstaltungen und Exkursionen erinnern.

Döring galt seinerzeit als einer der progressivsten Architekten der Nachkriegszeit, vor allem auch wegen seines Einsatzes für das industrielle Bauen. Er hielt z. B. Le Corbusiers Villa Savoye in Poissy baukonstruktiv für völlig rückständig und war der Auffassung, dass die Zukunft des Bauwesens im industriellen Bauen läge.

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Seine fulminante Kritik an der seiner Meinung nach rückständigen konventionellen Bauweise legte er auch in dem Suhrkamp Taschenbuch Perspektiven einer Architektur dar. Auf der Titelseite ist sein 1967 entworfenes „Haus Mayer-Kuckuk“ in Bad Honnef abgebildet.Der präfabrizierte Bau stand für einen innovativen Umgang mit Material und Form und war Ausdruck der Utopien, die in den 1960er Jahren die Architektur beherrschte.

Wie man sieht, sind die konstruktiven Elemente des Wohnhauses außen klar ablesbar. Es hat ein Tragwerk aus Leimholzbalken und ist mit dreieckigen Holzscheiben in der Querrichtung ausgesteift, in der Längsrichtung mit Drahtverspannungen. In das Holzfachwerk sind Platten eingehängt, die außen mit Eternit, innen mit Spanplatten verkleidet sind. Das zweigeschossige Gebäude ruht auf dünnen Stahlstiften, mit denen die Holzleimbalken in den Betonfundamenten verankert sind. Bemerkenswert war auch die Bauzeit: In nur fünf Tagen waren die präfabrizierten Elemente auf den Betonfundamenten montiert. Das demontierbare Wohnhaus war als Prototyp einer Serie von Fertigbauten geplant, die dann aber nicht verwirklicht wurde.

Döring

Gern würde ich mit meiner Tochter das Büro tauschen, die hier im Düsseldorfer Medienhafen in dem Döring-Bau arbeitet.

Noch heute, mit 79 Jahren, ist Prof. Döring als Architekt tätig, in einer Partnerschaft mit Michael Dahmen und Elmar Joeressen. „Als Architekt ist man nicht reich aber glücklich“, so Döring.

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Schöner Wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Medienhafen (Architekten Döring, Dahmen, Joeressen)

7 Kommentare zu “Kinder, wie die Zeit vergeht…

  1. Haus Mayer-Kuckuk … Kinder, wie die Zeit vergeht! Das 1967 erbaute Haus ist nach 1994/95 zum zweiten Mal sanierungsbedürftig, jetzt so sehr, dass das komplette (!) aussenliegende Ständerwerk ausgetauscht werden muß! Viele Grüße von den Besitzern und Bewohnern (wir lieben dieses Haus, es ist uns sehr sehr viel wert :-
    http://www.mayer-kuckuk.de

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    • Ach schade!

      Dabei schreibt Prof. Wolfgang Döring:
      „Architektur muss dauerhaft, nützlich und schön sein (Andrea Palladio 1508-1580). Um dies zu erreichen bedarf es selbstverständlich bei dem Entwurf von Bau, Raum, Gerät auch der Kenntnis und der Verwendung von Produkten, deren Material, Funktion und Gestalt höchsten Anforderungen entsprechen.“

      Bei dem Konzept des Hauses Mayer-Kuckuk stand wohl 1967 die schnelle Errichtung mit vorgefertigten Elementen eher im Fokus als die Langlebigkeit.

      Vielleicht haben Sie ein Foto des Hauses zur Hand, das Sie mir schicken können.

      Beste Grüße, Henner Herrmanns

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  2. … sehr schönes Zitat! Aus welchem Buch stammt es? Ich schicke Ihnen gerne Fotos von unserem Haus, an welche Mail-Adresse? Könnten Sie bitte den Link korrigieren? Der erstgenannte war falsch … Danke!

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  3. Das Palladio-Zitat, das Prof. Döring gern benutzt, ist sogar auf seine Homepage zu lesen.

    Hier der Link zum erweiterten Döring-Zitat:
    „Architektur muss dauerhaft, nützlich und schön sein. (Andrea Palladio 1508-1580) Um dies zu erreichen bedarf es selbstverständlich bei dem Entwurf von Bau, Raum, Gerät auch der Kenntnis und der Verwendung von Produkten, deren Material, Funktion und Gestalt höchsten Anforderungen entsprechen.“

    http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.jung.de/~mi/222/305/doering.jpg&imgrefurl=http://www.jung.de/650/impulse/der-klassiker-mit-format/&h=120&w=300&sz=13&tbnid=HdAc5YWkIm6n_M:&tbnh=90&tbnw=225&zoom=1&usg=__Zf5hkpa1RbXiVGAelD4VILqNi0k=&docid=d4ZRt0JOpT3AQM&sa=X&ei=ScHSUpLfI8jAtQbYl4HwBA&ved=0CFgQ9QEwBw&dur=352

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